Die Versicherungsbranche in Deutschland befindet sich derzeit in einem bedeutenden Wandel und ein wichtiger Faktor in dieser Entwicklung ist der Dienstleister-Markt (Third Party Administrator, TPA) als etablierte Ressource für die Rück-/Versicherungsunternehmen.
In der Vergangenheit verhielten sich die deutschen Versicherer bei der Auslagerung an TPAs eher zurückhaltend. Grund hierfür war, dass viele Versicherer die Leistungsbearbeitung als ihre Kernkompetenz betrachten.
Zumindest in den Bereichen, in denen die Pro in Deutschland aktiv ist – Arbeitskraftabsicherung, Heilwesen/Arzthaftpflicht, Bau und Architektenrecht und allen weiteren Segmenten komplexer Haftpflichtschäden – hat der Mangel an Experten und die Zunahme komplexer Schadenfälle jedoch zu einer steigenden Nachfrage nach vertrauenswürdigen Partnern geführt.
Angesichts dieser sich stetig weiterentwickelnden Dynamik auf dem Markt gibt es erste Anzeichen für ein Umdenken. Das TPA-Modell gewinnt an Akzeptanz als strategisches Instrument für Versicherer und eine wachsende Zahl von Versicherern eröffnet in 2024 Diskussionen über die Möglichkeiten einer strategischen Partnerschaft mit Dienstleistern.
Das sich wandelnde Gesicht von TPAs
Der weltweite Markt für TPAs im Versicherungsbereich befindet sich auf einem stetigen Wachstumskurs, mit einem Wert von 324,9 Milliarden Dollar im Jahr 2022, der bis zum Jahr 2032 ein beeindruckendes Volumen von 795,1 Milliarden Dollar erreichen soll, bei einer bemerkenswerten Wachstumsrate von 9,6 % zwischen 2023 und 2032. TPAs haben sich als anerkannte Anbieter von Versicherungsleistungen erwiesen, die dem Markt administrative Lösungen zur Verfügung stellen, insbesondere in den komplexen Bereichen der Bearbeitung von komplexen Fällen.
Ein Zuwachs an Schadensfällen kann zu einem erheblichen Arbeitsaufkommen bei den Versicherern führen, manchmal auch auf Kosten der Servicequalität. TPAs haben sich diesem Problem angenommen, indem sie die Versicherer bei der nahtlosen Schadensregulierung unterstützen und komplexe Leistungsfälle regulieren. Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Bearbeitung von Leistungsfällen und sorgen für eine effizientere und kundenfreundliche Abwicklung.
Was treibt diesen Wandel in der deutschen TPA-Landschaft voran und warum ziehen die Versicherer eine strategische Partnerschaft nun ernsthafter in Betracht?
Der Hauptgrund ist der Mangel an Experten in vielen Leistungsabteilungen. Dies gilt insbesondere für die Bearbeitung von Berufsunfähigkeitsfällen und anderen Leistungsfällen, bei welchen die Sachverhalte sehr komplex sind. Die Herausforderungen sind für die verschiedenen Versicherer unterschiedlich. Große Versicherer setzen oftmals auf technische Unterstützung und eigene Experten im Haus, aber wenn das Volumen komplexer Schadensfälle steigt, reicht die Anzahl der Experten oft einfach nicht aus und es wird externe Hilfe benötigt.
Anders als bei einfachen Schadenfällen (Massengeschäft) ist bei sehr komplexen Fällen oftmals auch noch keine vollständige automatisierte Bearbeitung möglich.
Für große Versicherer spielen auch die Unterstützung der TPA bei Arbeitsspitzen, sowie Elternzeit und Urlaubsvertretung eine wichtige Rolle. Mittelständische Versicherer haben oft weniger technische Unterstützung. Hier kann der Ausfall eines Experten bereits einen relevanten Produktivitätsverlust bedeuten.
Viele kleine Versicherer können ihr Fachwissen nicht mehr aufrechterhalten und benötigen externe Unterstützung.
Darüber hinaus verschärft der demografische Wandel die Situation, da in den kommenden fünf Jahren erfahrene Fachkräfte auf dem Markt in den Ruhestand gehen werden und es an neuen Experten mangelt, die diese ersetzen könnten.
Datenschutz und Fachwissen
Gleichzeitig sind deutsche Versicherer, wie auch Unternehmen in ganz Europa, seit langem besorgt über die Einhaltung regulatorischer Vorgaben. Die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) hat z.B. die Komplexität der Datenverarbeitung und -weitergabe erhöht. Die Sensibilität im Zusammenhang mit personenbezogenen Daten – insbesondere Gesundheitsdaten und Daten zum Beruf – hat für die Versicherer zu Recht einen sehr hohen Stellenwert.
Seriöse Dienstleister haben diese Herausforderungen erkannt und stark in robuste Datensicherheitsmaßnahmen und Compliance-Protokolle investiert. Sie wissen, wie wichtig die Wahrung der Vertraulichkeit von Daten ist. Einige Anbieter haben sich aus diesem Grund gesondert zertifizieren lassen und verfügen über das nötige Fachwissen, um die erhaltenen Daten in voller Übereinstimmung mit den gesetzlichen Vorschriften zu verarbeiten.
Dies hat das Vertrauen der Versicherer gestärkt, da sie nun mit TPAs zusammenarbeiten können, die über das erforderliche Wissen und die Erfahrung verfügen, um ihre besonderen Anforderungen zu erfüllen.
Partnerschaftlicher Ansatz
Ein partnerschaftlicher Umgang ist für den sich entwickelnden Drittanbietermarkt in Deutschland entscheidend. Die bewährte Praxis sieht vor, dass TPAs und Versicherer eng zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass die Lösungen auf die spezifischen Bedürfnisse und Ziele des Versicherers abgestimmt sind. Das Modell ist flexibel, denn Versicherer, die eine solche Unterstützung suchen, können den Umfang der Zusammenarbeit selbst bestimmen. So ist beispielsweise eine vollständige Übernahme der Leistungsprüfung möglich, aber auch eine partielle Übernahme, bei der die Entscheidungsbefugnis beim Versicherer verbleibt. Auf diese Weise erhält der Versicherer die benötigte Unterstützung, verliert aber nicht seine Kernkompetenz.
Diese flexible Partnerschaftsmentalität gewinnt an Zugkraft, da beide Parteien die gegenseitigen Vorteile und die Effizienz einer harmonischen Zusammenarbeit erkennen.
Da TPAs als verlängerter Arm der Versicherer fungieren, führt die gemeinsame Verantwortung für die Kundenzufriedenheit und eine effiziente Leistungsprüfung zu besseren Ergebnissen für alle Beteiligten. Diese kollaborative Denkweise fördert Innovationen und ermöglicht maßgeschneiderte Lösungen, die das Wachstum, die Flexibilität und die Effizienz fördern und sicherstellen, dass die Dynamik bei der Leistungsprüfung auch in Spitzenzeiten nicht nachlässt.
Ein Blick auf andere Märkte
Um das volle Potenzial des TPA-Modells zu verstehen, ist es hilfreich, andere TPA-Märkte wie das Vereinigte Königreich und die Niederlande zu untersuchen, in welchen die Beziehung zwischen Versicherern und Dienstleistern deutlich weiterentwickelt ist. In diesen Regionen hat sich das Geschäftsmodell bereits bewährt und den Versicherern geholfen, schneller zu wachsen, agiler zu werden und effizienter zu arbeiten.
Die Einführung von TPAs in diesen Märkten hat entscheidend dazu beigetragen, die Leistungsprüfung zu rationalisieren, die Kosten zu senken und die Servicequalität insgesamt zu verbessern. Die Versicherer im Vereinigten Königreich und in den Niederlanden haben von dem Fachwissen und den Fähigkeiten der TPAs profitiert, die es ihnen ermöglichen, sich auf ihre Kernaufgaben und ihr strategisches Wachstum zu konzentrieren.
Fazit: Förderung des Wachstums im Jahr 2024
Im Jahr 2024 ist der TPA-Markt in Deutschland auf Wachstum eingestellt. In einem Markt, in dem die internen Ressourcen oft überstrapaziert sind, wird das ausgereifte TPA-Modell mit seinem Schwerpunkt auf Fachwissen und Partnerschaft die Effizienz steigern und das Kundenerlebnis für Versicherer und Versicherungsnehmer gleichermaßen verbessern, insbesondere in bei steigenden Leistungsfallzahlen.
Die Erkenntnisse aus etablierten Märkten können auch dazu beitragen, dass die deutschen Versicherer von Anfang an bewährte Verfahren für eine TPA-Partnerschaft übernehmen. Diese Entwicklung verspricht eine neue Ära des Wachstums und der Effizienz für die Branche in Deutschland, und das Team von Pro Global steht bereit, um sie zu unterstützen.
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Name: Stilianos Kalaitzidis
Job title: Head of Business Development (Germany)
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